Weihnachten und der Jahreswechsel stehen vor der Türe, die Tage werden kürzer, draußen wird es immer kälter und die Gemütlichkeit hält Einzug. Normalerweise eine Zeit der Hoffnung. Wir sind motiviert, neue Herausforderungen und Ziele im neuen Jahr in Angriff zu nehmen. Erfüllt mit Vorfreude, können wir es kaum abwarten endlich anzufangen.
Doch nach fast zwei Jahren Pandemie geht vielen langsam die Puste aus. Statt Hoffnung, macht sich zunehmend ein Gefühl der Machtlosigkeit breit.
Wir fühlen uns müde und erschöpft, denn oftmals scheint es in diesen Zeiten so, als sei es egal was wir tun, wir können ohnehin nichts bewegen. Vielleicht leidet der Job, die Familie, das Sozialleben oder die physische wie mentale Gesundheit unter der aktuellen Situation.
Hoffnungslosigkeit greift um sich und färbt unsere Stimmung passend zur Jahreszeit in ein verregnetes Grau. Alles scheint irgendwie sinnlos.
Doch warum ist Hoffnung so wichtig und wie können wir unsere Hoffnungslosigkeit überwinden?
Erinnerst du dich an Momente in deinem Leben, in denen du dich nach einem langen Kampf geschlagen gegeben hast? Und Sätze wie diese gingen dir durch den Kopf:
Sich geschlagen geben, auf den ersten Blick mag das eher negativ klingen, manchmal ist es jedoch genau das Gegenteil. Es kann gar eine wahre Erleichterung sein.
Denn sobald wir den Kampf aufgeben und beginnen all jene Situationen zu akzeptieren, die wir nicht ändern können, öffnen sich neue Türen für uns.
Akzeptanz hilft uns aus unserem Loch der Hoffnungslosigkeit zu klettern.
Sobald wir aufhören, verkrampft für eine Sache zu kämpfen, die wir nicht ändern können, weitet sich unser Tunnelblick und plötzlich sehen wir neue Möglichkeiten, haben neue Ideen und Einfälle.
In der Akzeptanz- und Bindungstherapie spricht man auch von „kreativer Hoffnungslosigkeit“. Das mag wohlmöglich zunächst paradox klingen, macht aber auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Wer lernt negative Ereignisse zu akzeptieren, die außerhalb seiner Kontrolle liegen und erkennt, dass bisherige Problemlösungsstrategien nicht funktioniert haben, der macht Raum für Neues.
Der kreative Prozess ist die Suche nach neuen Ideen, Lösungen, Wünschen oder Wegen.
Sobald wir neue Dinge gefunden haben, die uns begeistern, nach denen wir streben, bei denen wir etwas bewegen können, kehrt oft auch die Hoffnung zurück und das Gefühl der Machtlosigkeit schwindet.
Etwas zu akzeptieren, bedeutet also keinesfalls sich seinem Schicksaal zu ergeben und nichts mehr bewegen zu wollen.
Wie reagierst du auf das Unbekannte, das nicht vorhersehbare im Leben?
Wie verhältst du dich in Situationen, die von Unsicherheit geprägt sind?
Bist du eher neugierig und hoffnungsvoll und vertraust auf dich? Oder hast du stattdessen das Gefühl machtlos zu sein und bist von Angst erfüllt?
Unsere Antwort auf all jene Situationen bestimmt maßgeblich, wie wir uns fühlen und handeln.
Warum sind manche in solchen Situationen eher hoffnungsvoll, während andere die Hoffnung längst aufgegeben haben?
Eine Vielzahl von Faktoren spielen hier eine Rolle. Einer davon ist unsere Kontrollüberzeugung. Glauben wir das die Kontrolle außerhalb von uns liegt oder in uns selbst?
In der Fachsprache reden wir von internaler und externaler Kontrolle.
Internale Kontrolle
Externale Kontrolle
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Wer also eine externale Kontrollüberzeugung hat, der tut sich eventuell auch schwerer damit zu hoffen. Er sieht sich sozusagen seinem Schicksal ausgeliefert, auf das er keinen Einfluss hat.
Gerade das scheint aktuell besonders präsent, da uns die Pandemie mit Maßnahmen konfrontiert, die tief in unser Leben eingreifen, auf die wir aber oftmals keinen Einfluss haben.
Wenn wir uns zu sehr auf diese externen Faktoren konzentrieren, ist es ein Leichtes seine Hoffnung zu verlieren. Daher ist es gerade jetzt besonders wichtig seinen Fokus mehr in Richtung internale Kontrolle zu lenken.
Unsere Reaktion auf externale Ereignisse liegt in unserer Hand. Wir können immer noch darauf Einfluss nehmen, wie sich unser Leben und unserer Gefühlswelt gestaltet.
Je mehr wir uns dieser Kraft bewusst werden, desto mehr profitieren wir von einem neu gewonnen Gefühl der inneren Sicherheit. Wir finden Sicherheit in uns, anstatt sie im Außen zu suchen. Wir fangen an, uns nicht mehr als Opfer der äußeren Umstände zu sehen und konzentrieren uns mehr auf die Dinge, die wir aktiv gestalten können.
Hoffnung gibt uns Motivation und das Gefühl, dass unser Handeln und die Dinge in unserem Leben einen Sinn haben.
Wer Hoffnung hat, glaubt daran Möglichkeiten zu haben, daran dass sich Dinge zum Guten wenden können.
Folglich handelt er anders als all jene, die die Hoffnung bereits aufgegeben haben. Denn wer nicht mehr hofft, gibt oft bereits auf, ohne es überhaupt versucht zu haben und sieht sich so in seinen negativen Gedanken bestätigt.
Jerome Groopman zeigte in Studien auf, dass unser Glaube und unsere Erwartungen, während einer Krankheit Einfluss auf unser Nervensystem haben. Und sowohl Glaube als auch unsere Erwartungen sind wichtige Elemente der Hoffnung.
Wer hoffnungsvoll ist…
Kurzum Hoffnung ist gesund für Körper und Seele. Sie ist unser Motor, unser Handlungsantrieb und daher in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen.
Anstatt uns also der Hoffnungslosigkeit hinzugeben, ist es gerade in schwierigen Zeiten umso wichtiger hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Natürlich kann es gerade in schweren Zeiten besonders herausfordernd sein, seine Hoffnung wiederzufinden. Deshalb haben wir für dich eine Reihe von Mental Health Plattformen zusammengestellt, auf denen du Unterstützung finden kannst. Diese bieten unter anderem psychologische Beratung und Unterstützung per Video-Telefonat oder Chat.
Außerdem findest du hier eine Übersicht, welche Psychotherapeuten in deiner Region Videosprechstunden anbieten.
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