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Alzheimer-Diagnose:  Einfacher Bluttest zur Früherkennung in Sicht

Liron Pepshi • Jan. 10, 2020

Die meisten Demenzformen, auch die Alzheimer-Erkrankung, sind nicht heilbar. Eine frühzeitige Diagnosestellung wäre eine gute Möglichkeit, rechtzeitig mit präventiv-therapeutischen Maßnahmen begonnen zu werden.

In Deutschland, wie auch in anderen Industrieländer dank der besseren Ernährung, selbstbewusster Lebensführung und medizinischen Fortschritte werden die Bewohner stetig älter, was auch mit Zunahme der Demenzerkrankung einhergeht. Es werden ca. 800 neue Demenz-Diagnosen täglich gestellt. Etwa 60% von denen leiden unter Alzheimer-Demenz.

Die Diagnose von Alzheimer-Demenz ist derzeit noch ein schwieriges und kostenintensives Unterfangen, basiert sie doch neben Gedächtnistests und bildgebenden Verfahren auch auf aufwändiger Liquor-Untersuchung Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, mit denen spezifische Eiweißabbauprodukte, die Amyloid-Fragmente, im Gehirn nachweisbar sind. Nur wenn Beta-Amyloid im Hirn in erhöhten Mengen vorhanden ist und nachgewiesen werden kann, gilt die Diagnose „Alzheimer“ nach derzeitigem Kenntnisstand als gesichert. Wünschenswert wäre also ein einfacher Bluttest, mit dem Alzheimer schon in einem sehr frühen Stadium sicher nachgewiesen werden könnte.

Einfacher Labortest macht frühe Diagnose auf Alzheimer möglich

Genau das ist kürzlich Forschern aus Australien und Japan gelungen. Sie haben einen Bluttest auf Amyloid-Fragmente entwickelt, mit dem eine hohe Amyloid-Belastung des Gehirns einfach im Blut der Betroffenen nachgewiesen werden kann. Die Ergebnisse der bahnbrechenden Forschungen sind in dem wissenschaftlichen Spitzenjournal Nature publiziert worden, was die Bedeutung der Forschungsarbeit nur noch mehr unterstreicht. Zu hoffen ist, dass der Test, der immerhin eine Genauigkeit von 90% aufweist, bald im klinischen Alltag Einzug halten wird und Menschen mit Verdacht auf Alzheimer Gewissheit geben kann. Doch es ergeben sich mit den neuen diagnostischen Möglichkeiten nicht nur Chancen, sondern auch Fragen und Risiken.

Was passiert nach der Diagnosestellung?

Mindestens so wichtig wie die Diagnose selbst ist ein klares Konzept für die Zeit danach. Denn Patienten sollten mit der schockierenden Diagnose Alzheimer auf keinen Fall allein gelassen werden. So ein Bluttest macht nur dann Sinn, wenn mit Diagnosestellung den Betroffenen auch erfolgversprechende Therapieangebote gemacht werden können. Nichts ist schlimmer, als einem Patienten die genaue Diagnose mitzuteilen, um ihm auch gleichzeitig eröffnen zu müssen, dass therapeutisch keine Aussicht auf Besserung oder gar Heilung besteht. Auch hier könnte der neu entwickelte Bluttest Chancen eröffnen. Bietet er doch die Möglichkeit einer frühen sicheren Diagnose auf Alzheimer-Demenz verbunden mit der Option auf ein frühzeitiges therapeutisches Eingreifen. Für Alzheimer gilt ebenso wie für viele andere chronische Erkrankungen: Eine therapeutische Intervention ist umso erfolgreicher, je früher damit gestartet werden kann. In diesem Sinne bedeutet die wissenschaftliche Leistung der Forscher einen echten Fortschritt für Patienten mit Alzheimer-Demenz.

Fazit:

Ein neuer Bluttest auf Alzheimer bietet die Chance auf eine frühzeitige Diagnosestellung. Wird sie genutzt, kann rechtzeitig mit präventiv-therapeutischen Maßnahmen begonnen werden.

Quelle:

Nakamura A. et al. Nature volume 554, pages 249–254 (08 February 2018) (doi:10.1038/nature25456)

http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf

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