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Nur erschöpft oder schon depressiv?

Liron Pepshi • Dez. 01, 2020

"In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank"

Sigmund Freud

Die meisten Menschen wissen vieles über Depression, jedoch nur wenige sind in der Lage, ihre eigene bedrückte Stimmung, den fehlenden Antrieb, den Interessenverlust und die Störung des Schlafes als etwas pathologisches, also als eine Erkrankung, wahrzunehmen. Es wird versucht, verschiedene Erklärung abzuliefern, wenn man selbst diese Symptome aufweist.

Die „Begründungen“ sind etwas nachvollziehbares, eine „normale“ seelische Reaktion, etwa erhöhter Stress, hohe Arbeitsbelastung. Erst nach längerer Zeit, wenn die Intensität der Depression zugenommen hat oder aber auf Anraten anderer Personen, kommt man zu der Vermutung, dass mehr vorliegt als eine depressive Reaktion. Diese Erkenntnis ist oft er erste Schritt, sich Hilfe zu suchen. 

Was ist eine Depression?

Depression ist eine schwere Erkrankung, die dringend behandelt werden muss. Neben oben genannten Symptomen, beklagen die Betroffenen fehlende Lust, etwas zu unternehmen. Sie sind schnell überfordert bei ihren alltäglichen Tätigkeiten, haben Zukunftsängste, da sie glauben, dass sie sich entweder nie mehr erholen oder dass die gesundheitlichen Schäden, die entstehen, erhebliche Probleme verursachen werden. Die vermehrte Müdigkeit ist unangenehm und belastet die Erkrankten: Man möchte etwas tun, spürt aber keine Kraft mehr. Dies führt zu innerer Unruhe. Ungewollter Gewichtsverlust bei mangelndem Appetit (zugleich der wichtigste subjektive Unterschied zwischen Depression und einer Krebserkrankung) zeigt, dass die Person seit längerer Zeit, teilweise unbewusst, unter einer seelischen Erkrankung leidet. Außerdem sind häufig Befürchtungen vorhanden, dass man unter einer lebensbedrohlichen körperlichen Erkrankung (Somatisierungsstörung) leidet. Es gibt auch Erkrankte, die glauben, eine schlimme Tat begangen zu haben und dies bald büßen zu müssen. Andere glauben, erhebliche finanzielle Sorgen zu haben, was von im Haushalt lebenden Familienmitgliedern nicht nachvollziehbar ist. Solche (falschen) Überzeugungen entwickeln sich in schwersten depressiven Formen zu einem Wahn und sind ohne medikamentöse und/oder somatische Behandlung nicht korrigierbar, denn bekanntermaßen haben Psychotherapie oder Psychoedukation keine Auswirkung auf Wahnideen. Ein etwas anderes Verhaltensmuster zeigt die agitierte Depression, insbesondere bei Männern, wobei die Erkrankten aggressiv reagieren, unruhig und schnell beleidigt oder gekränkt sind.

Hast du Depression oder vermutest du, dass jemand in deinem Umfeld daran leidet?

Hier bekommst du Hilfe bei Depression

Wie erkennt man Depression?

Die oben genannten Symptome traten sicherlich bei jedem schon einmal auf, bei einigen vielleicht etwas häufiger als bei anderen. Es sind zwangsläufig Symptome, die Teil unseres Lebens sind. Die Schwierigkeit besteht darin, zu unterscheiden, ob etwas normal oder als Krankheit anzusehen ist. Als Richtlinie nach ICD 10 ist eine 2 - wöchige Dauer der Symptomatik benannt. Demnach kann erst nach einer Zeit von 2 Wochen, in der die Symptome auftreten, darüber nachgedacht werden, ob es sich um eine Erkrankung handelt. 


Typischerweise sind es eher die im gleichen Haushalt lebenden Familienmitglieder, die bemerken, dass etwas von der Stimmung her mit der betroffenen Person nicht in Ordnung ist. Erst im weiteren Verlauf bemerkt diese es dann auch selbst. In einer späteren unbehandelten oder unzureichend behandelten Phase können zunächst nur lebensmüde Gedanken auftreten, später begleitet durch passive Todeswünsche, in dem man sich z.B. wünscht, morgens nicht mehr aufzuwachen. Irgendwann aber werden konkrete Suizidpläne „geschmiedet“.

Das Suizidrisiko bei depressiv Erkrankten ist im Übrigen etwa 30 Mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Deshalb sollte bereits bei den ersten lebensmüden Gedanken ernsthaft und dringend Hilfe gesucht werden.


 


Weiterführende Informationen: Depression

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