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Selbsthilfe bei Angststörung: Methoden zur Angstbewältigung

Liron Pepshi • Sept. 06, 2020

Angststörungen sind längst nicht mehr so selten, wie noch vor 20 Jahren. Das liegt einerseits an dem stetig zunehmenden Leistungsdruck unserer Gesellschaft. Doch in den Tiefen des Kollektivs liegen dieser psychischen Belastung auch noch ganz andere Auslöser zugrunde. Psychologen zufolge sind die ersten 6 Jahre entscheidend für die Entwicklung einer gesunde Psyche und eines gefestigten Selbstbewusstseins. Kommt es in dieser heiklen Entwicklungsphase zu einschneidenden, ambivalenten Erlebnissen, kann sich daraus in der Folge eine Angststörung entwickeln.

Mögliche Auslöser

Die Fachleute sind sich darüber einig, dass es sehr traumatisierend für ein Kind sein kann, wenn in den ersten Lebensjahren eine wichtige Bezugsperson nicht mehr greifbar ist, sei es durch z.B. eine psychische Erkrankung der Mutter oder den Tod einer wichtigen Person. Dazu zählen auch Großeltern oder Geschwister. Auch körperlicher oder seelischer Missbrauch oder Unfälle sind als Ursachen für eine Angststörung anzusehen.

Das Leben lieben oder leiden?

Die meisten, von Angststörungen betroffenen Menschen leiden bereits in den frühen Jahren des Erwachsen-Seins oder sogar schon im Teenager-Alter. Rückzug und Isolation bestimmen ihr Leben. Oft ist der Leidensdruck bei den Betroffenen groß genug, um sich in therapeutische Behandlung zu begeben. Eine große Erleichterung und Verständnis für die eigene Situation kann eine Skill-Therapie bringen.

Verhaltens-und Trauma-Therapie

Die Psychologie hat große Fortschritte gemacht und kann Betroffenen die Angst davor nehmen, als "nicht richtig" oder "anders" abgestempelt zu werden. Sich in therapeutische Behandlung zu begeben, sollte nicht mit Scham oder Angst verbunden sein, sondern mit der Gewissheit, die negative Lebenssituation zu meistern und nicht hilflos sondern kontrolliert damit umzugehen und in etwas positives zu verwandeln.

Was sind Skills?

Experten in der Trauma-Therapie helfen Betroffenen dabei, sogenannte "Skills" - also Fertigkeiten zu erlernen, die es in einer angstauslösenden Situation möglich machen, einen klaren Verstand zu behalten. Das Gehirn soll dabei lernen, so genannten "Triggern" durch spezielles Verhalten entgegen zu wirken. Dabei spielt die psychische Anspannung des Betroffenen eine große Rolle. Je höher die Anspannung, desto weniger ist ein Mensch in der Lage, seine angstvollen Gedanken zu unterbrechen. Genau da setzt die Skill-Therapie an.

Als sehr wirkungsvoller Skill bei ängstlichen Gedankenkreisläufen wird die kalte Dusche erlebt. Vorsichtig duscht sich die Person von den Füßen an beginnend bis zum Kopf mit eiskaltem Wasser. Was hier als sadistisch empfunden werden kann, wirkt Wunder: Der negative Gedankenkreislauf ist augenblicklich unterbrochen. Nun werden viele einwenden, dass man ja nicht immer ein Badezimmer in der Nähe hat.

Hier können andere Skills zum Einsatz kommen: Ein Gummiband, welches am Handgelenk angebracht und ein paar mal zurückgeschnalzt wird, eine Chili-Schote, auf die man beißt, Aroma-Öle an denen man riecht, oder ein Kieselstein im Schuh, der piekst.... Ein sehr schöner Skill ist das Fotografieren: So ist die Person auf das Objekt vor der Linse fixiert und vergisst die schlimmen Gedanken. Auch Lesen kann auf schöne Gedanken bringen. Zusammenfassend kann man sagen, alles was ablenkt, kann als Skill angesehen werden. Experten arbeiten mit sehr vielen Skills, die sie ganz individuell auf ihre Klienten abstimmen. Dabei kann eine Therapie mit Pferden oder Hunden genau so in Betracht gezogen werden, wie eine Therapie, die Reize im Außen setzt. Der Betroffene lernt so, seine Gedanken wieder in die Gegenwart zu lenken und das wahrzunehmen, was augenblicklich der Realität entspricht. Eine Skill-Therapie ist eine sehr sanfte und erfolgreiche Therapie für Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

Foto: © TeroVesalainen/Shutterstock.com


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